Beschaffung

Lieferantenmanagement

Wir arbeiten mit zahlreichen Lieferanten auf der ganzen Welt zusammen. Dabei fordern wir wichtige ökologische und soziale Kriterien, die uns als Basis einer Zusammenarbeit wichtig sind.


Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

Die Wertschöpfung eines MTU-Produkts enthält wesentliche Vorproduktionsstufen bei externen Lieferanten. Wir setzen dabei auf verlässliche Beziehungen auf der Basis gegenseitigen Vertrauens. Gemäß unserem Anspruch an eine nachhaltige Wertschöpfung und den Erwartungen unserer Stakeholder achten wir auf Standards in der Beschaffung. Im Rahmen eines an Nachhaltigkeitskriterien orientierten Lieferantenmanagements (Responsible Sourcing) sind für uns ökologische und soziale Aspekte sowie die Transparenz in der Lieferkette wichtig. Wir stellen an unsere Lieferanten bezüglich Nachhaltigkeit die gleichen Maßstäbe an die Zusammenarbeit, wie wir sie an unsere eigene Geschäftstätigkeit anlegen. In den beiden Geschäftsbereichen der MTU, Neu- und Ersatzteilgeschäft (Original Equipment Manufacturer, OEM-Geschäft) und zivile Instandhaltung (Maintenance, Repair and Overhaul, MRO-Geschäft), gelten weitgehend gleiche Standards. Sie haben aber jeweils eigene Organisationseinheiten für den Einkauf von Produktionsmaterial.

Da heutige Lieferketten global, weitverzweigt und komplex sind, konzentrieren wir uns hinsichtlich Nachhaltigkeitsaspekte vor allem auf die direkt vorgelagerte Lieferstufe (Tier 1). Es ist vertraglich mit unseren Direktlieferanten vereinbart, dass die von uns definierten Standards auch von Sublieferanten einzuhalten sind. 

Unsere weltweiten Lieferketten

Unsere Standorte haben 2023 mit weltweit 7.297 Lieferanten zusammengearbeitet (2022: 6.243). Die größere Lieferantenbasis resultiert aus einem Zuwachs im MRO-Geschäft, auch aufgrund des neuen Reparaturstandorts in Serbien. Insgesamt stammten 80,7 % aller Lieferanten aus Europa, allein aus Deutschland waren es 73,1 %.

MTU-Lieferanten 2023 nach Regionen

GRI 2-6: Lieferantenbasis für Produktionsmaterial und Nicht-Produktionsmaterial für die Segmente OEM (Neu- und Ersatzteilgeschäft) und MRO (zivile Instandhaltung). EMEA = Europa (ohne Deutschland), Naher Osten und Afrika; Americas = Nord-, Zentral- und Südamerika sowie Karibik; Asien-Pazifik = Ostasien, Südostasien, Australien und Ozeanien

Das Einkaufsvolumen belief sich für Produktionsmaterial im OEM-Geschäft auf rund 556,9 Mio. € und lag damit auslastungsbedingt über dem des Vorjahres (2022: 448 Mio. €). Auch im MRO-Geschäft ist das Einkaufsvolumen für Produktionsmaterial im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, auf insgesamt 3 Mrd. € (2022: 2,7 Mrd. Euro). Die Ausgaben für Nicht-Produktionsmaterial lagen bei 855 Mio. € für das OEM- und MRO-Geschäft (2022: 656,8 Mio. €), erstmals sind hier Daten für die Standorte in Kanada und Serbien eingeflossen. Das Einkaufsvolumen für Produktionsmaterial im OEM-Geschäft sowie das Nicht-Produktionsmaterial können wir abgesehen von luftfahrtspezifischen Anforderungen weitestgehend frei beschaffen. Das Einkaufsvolumen in der Instandhaltung für Ersatzteile und Reparaturdienstleistungen unterliegt dagegen strikten Vorgaben des Originalherstellers. Hier hat die MTU Maintenance wenig Gestaltungsspielraum bei der Auswahl der Lieferanten. Ausnahme bildet lediglich das Leasing-Geschäft der MTU Maintenance Lease Services (MLS) in Amsterdam.

Einkaufsvolumen 2023 nach Regionen (in Mio. Euro)

GRI 2-6: Einkaufsvolumen der Segmente OEM (Neu- und Ersatzteilgeschäft) und MRO (zivile Instandhaltung). EMEA = Europa (ohne Deutschland), Naher Osten und Afrika; Americas= Nord-, Zentral- und Südamerika sowie Karibik; Asien-Pazifik= Ostasien, Südostasien, Australien und Ozeanien

Gemessen am Einkaufsvolumen liegen die Schwerpunkte der Beschaffung mit den für die Luftfahrtbranche wesentlichen Märkten in Westeuropa und Nordamerika. Im Neu- und Ersatzteilgeschäft beziehen wir eine Bandbreite an Roh- bis hin zu Fertigteilen. Guss- und Schmiederohteile ordert die MTU ausschließlich extern, ebenso spezielle Materialien, für die sie keine Fertigungskompetenz aufgebaut hat (zum Beispiel elektronische Regler). Wenn möglich, kaufen wir direkt bei den Roh- und Fertigteilherstellern, wobei die MTU Rohstoffe nur in geringem Maße selbst beschafft → Mehr zu unseren Maßnahmen für Konfliktmineralien im Rohstoffeinkauf. Der durchschnittliche Anteil zugekaufter Teile liegt bei zivilen Antriebsmodulen zwischen 49 % für den Standort Polen und 66 % für Deutschland (im militärischen Bereich bei rund 64 %).

­­­Vor allem für den Einkauf von Nicht-Produktionsmaterial und Dienstleistungen sind eine lokale Wertschöpfung von großer Bedeutung sowie die Vielfalt der Güter und Dienstleistungen sehr hoch. Nicht-Produktionsmaterial beziehen wir viel in den Ländern, in denen wir tätig sind. Der lokale Anteil am Einkaufsbudget für Nicht-Produktionsmaterial lag zum Beispiel für Polen bei rund 54 % und für Deutschland bei rund 84 %.

Nachhaltige Standards in der Beschaffung

Eine wichtige Grundlage für die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten ist ein verbindlicher Verhaltenskodex, der fester Bestandteil der Verträge ist. Der Verhaltenskodex orientiert sich an den zehn Prinzipien des UN Global Compact und legt Sozial- und Umweltstandards, die Achtung der Menschenrechte und die Integrität des Geschäftsverhaltens mit einem Verbot von Korruption und Bestechung fest. Jeder Lieferant verpflichtet sich mit der Unterzeichnung des Vertrags, die Prinzipien einzuhalten und diese an die Sublieferanten weiterzugeben. Der Code of Conduct gilt für Lieferanten der Produktions- und Instandhaltungsstandorte in Europa und Kanada und deckt 92 % des gesamten Einkaufsvolumens für 2023 ab. Mehr zum Verhaltenskodex unter Menschenrechte in der Lieferkette

Darüber hinaus enthalten die Allgemeinen Einkaufsbedingungen der MTU (AEB) eine Klausel zur Einhaltung des Supplier Code of Conduct. In unseren AEB für die europäischen Standorte fordern wir zusätzlich die Einhaltung der europäischen Chemikalienverordnung REACh.

Menschenrechte im Fokus

Einen besonderen Fokus im Lieferantenmanagement legen wir auf die Einhaltung der Menschenrechte. Unser Ansatz und unsere Maßnahmen sowie die Weiterentwicklungen sind ausführlich dargestellt unter → Menschenrechte und Konfliktmineralien in der Lieferkette.

Keine Verstöße gegen Verhaltenskodex

Bei Verdacht auf Verstoß gegen den Lieferanten-Verhaltenskodex kann der Compliance Officer der MTU vertraulich kontaktiert werden. Meldungen können darüber hinaus auch anonym über das webbasierte System iTrust abgegeben werden, das in mehreren Sprachen zur Verfügung steht. Bei schweren Verstöße wie beispielsweise Korruption, Erpressung, Vorteilsgewährung oder Kinderarbeit in der Auftragsausführung für die MTU behält sich das Unternehmen das vertraglich zugesicherte Recht auf eine fristlose Kündigung der Zusammenarbeit vor. Bei einem Verstoß muss der Lieferant die Umsetzung korrektiver Maßnahmen darlegen und schriftlich garantieren. Die MTU behält sich das Recht vor, die Einhaltung des Code of Conducts durch Vor-Ort-Audits zu überprüfen. Im Berichtszeitraum sind keine Hinweise auf Verstöße gegen den Code of Conduct gemeldet beziehungsweise durch uns registriert worden. Auch lagen keine Beschwerden über Lieferanten vor. Deshalb haben wir wie in den Vorjahren die Zusammenarbeit mit keinem Lieferanten aufgrund von Nachhaltigkeitsverstößen, bestätigten Korruptionsvorfällen oder aufgrund anderer Beanstandungen beendet. Dies gilt auch für Menschenrechtsaspekte → Zu Menschenrechten in der Lieferkette.

Um für Nachhaltigkeitsstandards in der Lieferkette zu sensibilisieren, schulen wir regelmäßig Einkäufer:innen zu Compliance-Sachverhalten und zum internen Code of Conduct, der für alle Mitarbeiter:innen des Unternehmens gilt und Korruption, Bestechlichkeit, Vorteilsgewährung und wettbewerbswidriges Verhalten verbietet. Unsere Einkäufer:innen sind auch auf den Verhaltenskodex für Lieferanten geschult. Darüber hinaus bieten wir spezielle Corporate-Responsibility-Trainings an, auch eigens für den Einkauf.

Überarbeiteter Risikoprozess im Einsatz

Für ein nachhaltiges Lieferantenmanagement erachten wir Vertrauensbeziehungen als sehr wichtig. Wir streben daher nach langfristigen Beziehungen zu unseren Lieferanten, im OEM-Geschäft für Luftfahrtantriebe ist zum Beispiel der überwiegende Teil der Materialien und Dienstleistungen über Langfristverträge mit einer typischen Laufzeit von zwei und mehr Jahren vergeben. Über vertraglich vereinbarte Pufferbestände können wir auf kurzfristige Bedarfsschwankungen reagieren. Im Berichtsjahr hat der Konzern mit 1.631 (2022: 1.388) neuen Lieferanten zusammengearbeitet, das entspricht einem Anteil von 22,4 % (2022: 22,2 %). Jeder Lieferant muss von der MTU zugelassen sein, bevor es zu einer Zusammenarbeit kommt. Dies beinhaltet eine verpflichtende Selbstauskunft und vertragliche Zusicherung zur Einhaltung des Code of Conduct. Für die Triebwerksleasing-Niederlassung MLS in Amsterdam ist ein eigenes, vergleichbares Vorgehen etabliert. Umweltaspekte fragen wir in Form von Zertifizierungen wie ISO 14001 ab. Mit Hilfe von zyklischen Bewertungen wird ein bestehender Lieferant regelmäßig kontrolliert, auch hinsichtlich der ISO 14001-Zertifizierung. Lieferanten müssen nach der Zulassung ihre ISO 9001-Zertifizierung für ein Qualitätsmanagement regelmäßig über Rezertifizierungen nachweisen. Im Zusammenhang mit dem Aufbau des Standorts der MTU Maintenance Serbia wurde ein Prozess zur Überprüfung neuer Lieferanten in Serbien im Hinblick auf Korruptionsrisiken festgelegt, der seitdem kontinuierlich erfolgt. Überprüfungen im Berichtszeitraum ergaben keine Hinweise auf korrumpierendes Verhalten. Unsere Risikoanalyse bezogen auf Menschenrechtsaspekte in der Lieferkette haben wir im Bericht unter → Menschenrechte in der Lieferkette dargestellt.

Das Risikomanagement zu Menschenrechten in der Lieferkette haben wir gestärkt und seit dem Berichtsjahr 2023 einen weiterentwickelten Prozess im Einsatz. Wir setzen uns derzeit verstärkt mit weiteren Nachhaltigkeitsaspekten in der Lieferkette auseinander. Im Rahmen einer ersten Scope 3-Bilanzierung haben unsere Expert:innen die Lieferkette auf ihre CO2-Emissionen hin analysiert. Eine erste Bilanz der Treibhausgasemissionen über die Wertschöpfungskette ist in Arbeit. Mehr zum Scope-3-Projekt unter Klimaschutz im Standortbetrieb


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Menschenrechte in der Lieferkette