Beschaffung

Ökologische & soziale Standards in der Beschaffung

Lieferantenmanagement

Wir arbeiten mit zahlreichen Lieferanten auf der ganzen Welt zusammen. Dabei fordern wir wichtige ökologische und soziale Kriterien, die uns als Basis einer Zusammenarbeit wichtig sind.


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Für unsere Produktion und Instandhaltung beziehen wir Bauteile, Waren und Dienstleistungen von Lieferanten auf der ganzen Welt. Diese vorgelagerte Wertschöpfung ist Teil unseres Nachhaltigkeitsmanagements.

Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

Die Wertschöpfung eines MTU-Produkts enthält wesentliche Vorproduktionsstufen bei externen Lieferanten. Wir setzen dabei auf verlässliche Beziehungen auf der Basis gegenseitigen Vertrauens. Gemäß unserem Anspruch an eine nachhaltige Wertschöpfung und den Erwartungen unserer Stakeholder achten wir auf Standards in der Beschaffung. Im Rahmen eines nachhaltigkeitsorientierten Lieferantenmanagements (Responsible Sourcing) sind für uns ökologische und soziale Aspekte sowie die Transparenz in der Lieferkette wichtig. Wesentliche Nachhaltigkeitsanforderungen sind für Lieferanten verpflichtend. Wir stellen an unsere Lieferanten bezüglich Nachhaltigkeit die gleichen Maßstäbe an die Zusammenarbeit, wie wir sie an unsere eigene Geschäftstätigkeit anlegen. In den beiden Geschäftsbereichen der MTU, Neu- und Ersatzteilgeschäft (Original Equipment Manufacturer, OEM-Geschäft) und zivile Instandhaltung (Maintenance, Repair and Overhaul, MRO-Geschäft), gelten weitgehend gleiche Standards. Sie haben aber jeweils eigene Organisationseinheiten für den Einkauf von Produktionsmaterial.

Da heutige Lieferketten global, weitverzweigt und komplex sind, konzentrieren wir uns hinsichtlich Nachhaltigkeitsaspekte auf die direkt vorgelagerte Lieferstufe (Tier 1). Allerdings ist vertraglich mit unseren Direktlieferanten vereinbart, dass die von uns definierten Standards auch von Sublieferanten einzuhalten sind. 

Unsere Lieferantenbasis

Unsere Standorte haben 2022 mit weltweit 6.243 Lieferanten zusammengearbeitet (2021: 5.897). Die größere Lieferantenbasis resultiert aus einem Zuwachs im OEM-Geschäft. Insgesamt stammten 85,3 % der Lieferanten aus Europa, allein aus Deutschland waren es 63,1 %.

MTU-Lieferanten 2022 nach Regionen

GRI 102-9: Lieferantenbasis für Produktionsmaterial und Nicht-Produktionsmaterial für die Segmente OEM (Neu- und Ersatzteilgeschäft) und MRO (zivile Instandhaltung). EMEA = Europa (ohne Deutschland), Naher Osten und Afrika; Americas = Nord-, Zentral- und Südamerika sowie Karibik; Asien-Pazifik = Ostasien, Südostasien, Australien und Ozeanien; ohne MTU Maintenance Serbia (operative Betrieb erst seit Ende 2022)

Einkaufsvolumen

Das Einkaufsvolumen belief sich für Produktionsmaterial im OEM-Geschäft auf rund 448 Mio. € und lag damit produktionsbedingt über dem für 2021 (325,5 Mio. €). Auch im MRO-Geschäft ist das Einkaufsvolumen für Produktionsmaterial auslastungsbedingt im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, auf insgesamt 2,7 Mrd. € (2021: 2,0 Mrd. Euro). Die Ausgaben für Nicht-Produktionsmaterial lagen bei 656,8 Mio. € für das OEM- und MRO-Geschäft (2021: 659,5 Mio. €). Das Einkaufsvolumen für Produktionsmaterial im OEM-Geschäft sowie das Nicht-Produktionsmaterial können wir weitestgehend frei beschaffen. Das Einkaufsvolumen in der Instandhaltung für Ersatzteile und Reparaturdienstleistungen unterliegt dagegen strikten Vorgaben des Originalherstellers. Hier hat die MTU Maintenance wenig Gestaltungsspielraum bei der Auswahl der Lieferanten. Ausnahme bildet lediglich das Leasing-Geschäft der MTU Maintenance Lease Services (MLS) in Amsterdam.

Einkaufsvolumen 2022 nach Regionen (in Mio. Euro)

GRI 102-9: Einkaufsvolumen der Segmente OEM (Neu- und Ersatzteilgeschäft) und MRO (zivile Instandhaltung). EMEA = Europa (ohne Deutschland), Naher Osten und Afrika; Americas= Nord-, Zentral- und Südamerika sowie Karibik; Asien-Pazifik= Ostasien, Südostasien, Australien und Ozeanien; Produktionsmaterial ohne MTU Maintenance Serbia, Nicht-Produktionsmaterial ohne MTU Maintenance Canada

Gemessen am Einkaufsvolumen liegen die Schwerpunkte der Beschaffung mit den für die Luftfahrtbranche wesentlichen Märkten in Westeuropa und Nordamerika. Im Neu- und Ersatzteilgeschäft beziehen wir die gesamte Bandbreite der Lieferkette von Roh- bis hin zu Fertigteilen. Guss- und Schmiederohteile ordert die MTU ausschließlich extern, ebenso spezielle Materialien, für die sie keine Fertigungskompetenz aufgebaut hat (zum Beispiel elektronische Regler). Wenn möglich, kaufen wir direkt bei den Roh- und Fertigteilherstellern, wobei das Unternehmen Rohstoffe nur in geringem Maße selbst beschafft → Mehr zu unseren Maßnahmen für Konfliktmineralien im Rohstoffeinkauf. Der durchschnittliche Anteil zugekaufter Teile liegt bei zivilen Antriebsmodulen zwischen 48 % für den Standort Polen und 68 % für Deutschland (im militärischen Bereich bei rund 60 %).

Vor allem für den Einkauf von Nicht-Produktionsmaterial und Dienstleistungen sind eine lokale Wertschöpfung von großer Bedeutung sowie die Vielfalt der Güter und Dienstleistungen sehr hoch. Nicht-Produktionsmaterial beziehen wir viel in den Ländern, in denen wir tätig sind. Der lokale Anteil am Einkaufsbudget für Nicht-Produktionsmaterial lag zum Beispiel für Deutschland bei 86 % und für Polen bei 60 %.

Nachhaltige Standards in der Beschaffung

Eine wichtige Grundlage für die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten ist ein verbindlicher Verhaltenskodex, der fester Bestandteil der Verträge ist. Der Verhaltenskodex orientiert sich an den zehn Prinzipien des UN Global Compact und legt Sozial- und Umweltstandards, die Achtung der Menschenrechte und die Integrität des Geschäftsverhaltens mit einem Verbot von Korruption und Bestechung fest. Jeder Lieferant verpflichtet sich mit der Unterzeichnung des Vertrags, die Prinzipien einzuhalten und diese an die Sublieferanten weiterzugeben. Der Code of Conduct gilt für Lieferanten der europäischen Produktionsstandorte inklusive der MTU Maintenance Serbia sowie der MTU Maintenance Canada und MTU Aero Engines North America und deckt 93,2 % des gesamten Einkaufsvolumens für 2022 ab. Die MTU hat 2023 einen neuen Verhaltenskodex ausgerollt, der in Hinblick auf Menschenrechtsthemen erweiterte Anforderungen an die Lieferanten stellt. Mehr dazu unter Menschenrechte in der Lieferkette

Darüber hinaus enthalten die Allgemeinen Einkaufsbedingungen der MTU (AEB) ebenfalls Umwelt-, Sozial- und Compliance-Vorgaben. In unseren AEB für die europäischen Standorte fordern wir zusätzlich die Einhaltung der europäischen Chemikalienverordnung REACh.

Menschenrechte im Fokus

Einen besonderen Fokus im Lieferantenmanagement legen wir auf die Einhaltung der Menschenrechte. Unser Ansatz und unsere Maßnahmen sowie die Weiterentwicklungen sind ausführlich dargestellt unter → Menschenrechte und Konfliktmineralien in der Lieferkette.

Keine Verstöße gegen Verhaltenskodex

Bei Verdacht auf Verstoß gegen den Lieferanten-Verhaltenskodex kann der Compliance Officer der MTU vertraulich kontaktiert werden. Meldungen können darüber hinaus auch anonym über das webbasierte System iTrust abgegeben werden, das in mehreren Sprachen zur Verfügung steht. Korruption, Erpressung, Vorteilsgewährung oder Kinderarbeit in der Auftragsausführung für die MTU führen zu einer fristlosen Kündigung der Zusammenarbeit. Bei einem Verstoß gegen andere Prinzipien muss der Lieferant die Umsetzung korrektiver Maßnahmen darlegen und schriftlich garantieren. Die MTU behält sich das Recht vor, die Einhaltung des Code of Conducts durch Vor-Ort-Audits zu überprüfen. Im Berichtszeitraum sind keine Hinweise auf Verstöße gegen den Code of Conduct gemeldet beziehungsweise durch uns registriert worden. Auch lagen keine Beschwerden über Lieferanten vor. Deshalb haben wir wie in den Vorjahren die Zusammenarbeit mit keinem Lieferanten aufgrund von Nachhaltigkeitsverstößen, bestätigten Korruptionsvorfällen oder aufgrund anderer Beanstandungen beendet. Dies gilt auch für Menschenrechtsaspekte → Zu Menschenrechten in der Lieferkette.

Risikomanagement und Assessment

Für ein nachhaltiges Lieferantenmanagement erachten wir Vertrauensbeziehungen als sehr wichtig. Wir streben daher nach langfristigen Beziehungen zu unseren Lieferanten, im OEM-Geschäft für Luftfahrtantriebe ist zum Beispiel ein großer Teil der Materialien und Dienstleistungen über Langfristverträge mit einer typischen Laufzeit von zwei und mehr Jahren vergeben. Über vertraglich vereinbarte Pufferbestände können wir auf kurzfristige Bedarfsschwankungen reagieren. Im Berichtsjahr hat der Konzern mit 1.388 (2021: 938) neuen Lieferanten zusammengearbeitet, das entspricht einem Anteil von 22,2 % (2021: 15,9 %). Jeder Lieferant muss von der MTU zugelassen sein, bevor es zu einer Zusammenarbeit kommt. Dies beinhaltet eine verpflichtende Selbstauskunft und vertragliche Zusicherung zur Einhaltung des Code of Conduct. Für die Triebwerksleasing-Niederlassung MLS in Amsterdam ist ein eigenes, vergleichbares Vorgehen etabliert. Umweltaspekte fragen wir in Form von Zertifizierungen wie ISO 14001 ab. Mit Hilfe von zyklischen Bewertungen wird ein bestehender Lieferant regelmäßig kontrolliert, auch hinsichtlich der ISO 14001-Zertifizierung. Lieferanten müssen nach der Zulassung ihre ISO 9001-Zertifizierung für ein Qualitätsmanagement regelmäßig über Re-Zertifikate nachweisen. Im Zusammenhang mit dem Aufbau des neuen MTU-Standorts in Serbien wurde ein Prozess zur Überprüfung neuer Lieferanten in Serbien in Hinblick auf Korruptionsrisiken festgelegt. Überprüfungen im Berichtszeitraum ergaben keine Hinweise auf korrumpierendes Verhalten. Unsere Risikoanalyse bezogen auf Menschenrechtsaspekte in der Lieferkette haben wir im Bericht unter → Menschenrechte in der Lieferkette dargestellt.

Die Bewertung und Überprüfung von Lieferanten hinsichtlich Nachhaltigkeitsanforderungen werden wir verstärken. Dafür haben wir im Rahmen eines internen Projektes geeignete Maßnahmen und ein IT-Tool für ein ESG-Assesssment von Lieferanten (ESG = Environmental, Social, Governance) aufgesetzt.

Um für Nachhaltigkeitsstandards in der Lieferkette zu sensibilisieren, schulen wir regelmäßig Einkäufer:innen zu Compliance-Sachverhalten und zum internen Code of Conduct, der für alle Mitarbeiter:innen des Unternehmens gilt und Korruption, Bestechlichkeit, Vorteilsgewährung und wettbewerbswidriges Verhalten verbietet. Unsere Einkäufer:innen sind auch auf den Verhaltenskodex für Lieferanten geschult. Darüber hinaus bieten wir spezielle Corporate-Responsibility-Trainings an, auch eigens für den Einkauf.


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